Freitag, 21. September 2012

Kur in der Kraichgau-Klinik in Bad Rappenau

Offiziell nennt man es inzwischen medizinische Rehabilitation also kurz REHA.
Ambulant oder stationär. Ich habe die Kur auf Anraten meines Hausarztes beantragt!

Zuerst wurde die Reha abegelehnt. Ich habe Widerspruch eingelegt. Dann musste ich zum Gutachter! Ein Psychiater!? Dagegen habe ich wieder Einspruch erhoben, bin aber nicht durchgekommen. Also bin ich eben zu ihm gegangen und habe ein psychiatrisches Gutachten bekommen.

Daraufhin wollte mich die RV 5 Wochen in eine Psychosomatische Klinik schicken! Das muß man sich mal vorstellen! Wie wenig der Medizinische Dienst über das Fibromyalgie-Syndrom weiß. Selbstverständlich sollte man einen Psychiater oder psychologischen Psychotherapeuten hinzuziehen, wenn man mit den Folgen der Krankheit nicht mehr gut zurechtkommt. Das kann wirklich helfen.

Aber ursächlich ist das Fibromyalgie-Syndrom keine psychosomatische Krankheit.

Ich habe diese Klinik abgelehnt und auf mein Wunsch- und Wahlrecht hingewiesen mit der Bitte, die Kur in der Kraichgau-Klinik, spezialisiert auf FMS, verbringen zu können. Das wurde genehmigt. 

Somit war ich im Juli/August 2012 wegen meines Fibromyalgie-Syndroms auf Kur in der Kraichgau-Klinik in Bad Rappenau. Diese Klinik behandelt hauptsächlich Krebs- und Fibromyalgie-Patienten.

So steht es geschrieben. Im Prospekt, im Internet, in der Anzeige im "Optimisten". (Das ist das offizielle Heft der Deutschen Fibromyalgie Vereinigung. Ich bin dort Mitglied und bekomme es einmal im Quartal zugesandt.) Ich selbst! habe mir die Klinik ausgesucht und bei der Rentenversicherung durchgesetzt. 

Ich habe mir davon gute Erholung, körperliche Fitness und geistige Ausgeglichenheit, besseren Umgang mit meiner Krankheit erwartet. Immerhin sollte ich dort 3 Wochen und nach dem ersten Gespräch mit dem Oberarzt sogar 4 Wochen verbringen.

Soweit ich es mitbekommen habe stimmt das mit den Krebspatienten. Menschen mit Fibromyalgie-Syndrom habe ich nicht viele gesehen. Ich schätze, das waren nicht mal 10 Prozent. Entsprechend war die Behandlung. Nicht sehr viele der "Behandler" haben mein Vertrauen gewonnen. Ich hatte den Eindruck, dass die meisten nicht sehr viel über FMS wussten.

Aus folgenden Gründen ging es mir jeden Tag schlechter:

>> Die sehr harte Matratze (leider gab es in dieser Klinik keine weicheren Matratzen und das auf die Matratze gelegte Unterbett - das außerdem Urin- und Schweißflecke hatte, die ich leider erst am letzten Tag feststellte - brachte so gut wie gar nichts)
>> Der Baulärm direkt vor meinem Fenster (als ich dort war, war es sehr heiß und ich hatte die Wahl bei offenem Fenster mein Gehör zu verlieren oder bei geschlossenem Fenster zu ersticken :-) ) 
>> Die Musik vom Kurhaus das etwa 200 Meter entfernt lag, die klang, als hätte ich im Zimmer ein Radio an (4x wöchentlich abends bis ca. 22.30 Uhr und 2x wöchentlich auch nachmittags ab ca. 16.00 Uhr). Auch an diesen Tagen war das Öffnen des Fensters nicht möglich.
>> Das Essen. Ich hatte ein Gespräch mit der Diätassistentin wegen meiner Unverträglichkeiten. (Trotz großer Mühe konnte man mit den Fertiggerichten natürlich nicht verhindern, dass dort für mich unverträgliche Zutaten verwendet wurden. Somit meldete sich mein Reizdarm und ich hatte nach einigen Tagen starke Darmbeschwerden, die immer schlimmer wurden.)
>> Die Gerüche. (Obwohl ich meine eigene Bettwäsche und Kopfkissen mitgenommen habe - siehe Hyperosmie! - kam der Waschmittelgeruch der Betten und Unterbetten nach einigen Tagen durch. Dann roch auch mein Schlafanzug danach. Dieser Zustand war nicht abzustellen und ich konnte nur noch mit meinem Lavendelkissen vor der Nase schlafen, sonst wurde mir schlecht. Dies führte natürlich wiederum zu starken nächtlichen Verspannungen.

Eine Woche nach meiner Ankunft hatte ich die sogenannte Oberarztvisite bei der ich gefragt wurde, ob ich auf 4 Wochen verlängern möchte. Das habe ich abgelehnt und um vorzeitige Entlassung, nach 2 Wochen, gebeten. Das wurde mir zwar ungern aber doch genehmigt. Ich wurde offiziell 'auf Wunsch mit Zustimmung des Arztes als arbeitsfähig' entlassen. (Ich bin 'krankgeschrieben' dort angekommen.)

Die Gründe meiner Bitte auf vorzeitige Entlassung wurden kaum zur Kenntnis genommen. Man hat auch nicht versucht etwas für mein Wohlergehen zu tun, sondern 'man' war eher beleidigt, weil ich mir erlaubte mich negativ zu äußern.

Nach etwa 3 Wochen bekam ich den Arztbericht mit Aussagen die falsch sind. Außerdem wurden Anwendungen abgerechnet die ich nie bekommen habe.

Heute bin ich froh, abgebrochen zu haben. Ich konnte zuhause sehr viel mehr für mich tun!
Insgesamt kann ich aus meiner Sicht eine Kur nicht empfehlen, vor allem nicht in dieser Klinik.
Allerdings bin ich andererseits auch froh, diese Erfahrung gemacht zu haben. Sonst würde ich vielleicht immer denken, eine Chance für die Besserung meiner Krankheit verpasst zu haben.

Gabriele




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