Dienstag, 11. September 2012

KÜNDIGUNG/ARBEITSLOS

Guten Abend,

heute habe ich mich entschlossen wieder zu schreiben. Inzwischen bin ich seit 1 1/2 Jahren arbeitslos. Gekündigt wurde mir, ohne offensichtlichen Grund, schon vorher. 4 Monate war ich freigestellt. Ich bin also bereits fast 2 Jahre ohne Job. 

Diese Kündigung hat mein Selbstwertgefühl sehr angekratzt und meine Fibromyalgie für lange Zeit stark verschlimmert! Für Monate konnte ich nicht über den hinterlistigen, menschenverachtenden Ablauf dieser Kündigung sprechen ohne in Tränen auszubrechen. Inzwischen fühle ich mich wieder einigermaßen besser, so dass ich gerne darüber berichten werde, wie kranke und ältere Menschen von ihren sogenannten gottesfürchtigen und sozial engagierten Firmenchefs abserviert werden.

Ich habe mit 50 Jahren die Stelle der Assistentin des Vorstandsvorsitzenden ange-nommenund etwa 45 Stunden die Woche gearbeitet - zu einem "normalen" Gehalt. Die Überstunden wurden weder ausbezahlt, noch konnte man dafür Freizeit nehmen. 
Aber nachdem ich mit 50 Jahren nochmals die Chance auf einen verantwortungsvollen Job bekam, nahm ich das in Kauf und habe den Vertrag unter diesen Voraussetzungen unterschrieben.

Leider wurde ich nach ca. 4 Jahren krank (FMS) und habe dann einen GdB von 50 erhalten. Ich bekam also 1 Woche mehr Urlaub. Durfte eigentlich keine Überstunden leisten (was mich damals nicht gehindert hat, es doch zu tun) und war im Grunde nicht kündbar. 
Meine Arbeit habe ich weiterhin kompetent, schnell und zuverlässig erledigt und meine Schmerzen mit nachhause genommen. Dort konnte ich so gut wie nichts mehr erledigen, da meine ganze Energie während der Arbeitszeit aufgebraucht wurde.

Da es mir damals immer schlechter ging, bat ich um Reduzierung meiner (offiziellen) Wochenarbeitszeit von 40 auf 35 Stunden. Das wurde mir nach einigen Wochen widerstrebend genehmigt.

Im Grunde hätte ich damals schon merken müssen, dass nur auf eine Gelegenheit für eine Kündigung gewartet wurde.
Der Zeitpunkt kam relativ schnell. Etwa ein halbes Jahr später mussten betriebsbedingt ca. 30 % der Mitarbeiter entlassen werden. Ich war dabei.

Da ich als Schwerbehinderte unkündbar war, sollte ich einen Aufhebungsvertrag unterschreiben. Was bedeutet hätte, dass ich mit der Kündigung einverstanden bin und vom Arbeitsamt 3 Monate Arbeitslosengeld-Sperre erhalten hätte. Ich habe das abgelehnt.

Da ich unter diesen Umständen nicht mehr in dieser Firma arbeiten konnte/wollte habe ich ein Schreiben an das Integrationsamt unterzeichnet, in dem ich bestätigte, meine Arbeit nicht mehr ordnungsgemäß verrichten zu können. Daraufhin gab das Integrationsamt sein Einverständnis zur Kündigung. So einfach geht das! Ich wurde dann, wie alle anderen, in den Sozialplan aufgenommen, habe ein wenig Abfindung bekommen und weg war ich.

Aus heutiger Sicht habe ich vielleicht einen Fehler gemacht, nicht um diesen Job zu kämpfen. Vor allem da ich jetzt die eigene Erfahrung mache, dass Menschen über fünfzig keine Arbeit finden. Aber wer möchte schon für einen Chef arbeiten, der offensichtlich für kranke, nicht mehr so leistungsfähige (oder sagen wir besser normal leistungsfähige) Mitarbeiter, keinen Platz in seiner Firma hat.

Am meisten bedauere ich, dass mich diese unangenehme Angelegenheit emotional 
so stark mitgenommen hat. Das war die Sache nicht wert. Aber Ungerechtigkeit und Vertrauensmissbrauch haben mich schon immer sehr betroffen gemacht.

Vor allem weil auch ich selbst über Jahre das in mich gesetzte volle Vertrauen meines Arbeitgebers nie verraten habe.

So, das war nun doch noch sehr gefühlsbetont. Aber es tut gut, die einzig schlechte Erfahrung in meinem langen Arbeitsleben niederzuschreiben.

Gabriele

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